Ortsheimatpfleger
Daniel von Trausnitz
Auf der Schanze 30
37079 Göttingen
Tel.: 0176 60609693
E-Mail: daniel.v.traunsitz@ortsheimatpflege-gross-ellershausen.de
07.02.2023 Bericht der Ortsheimatpflege Groß Ellershausen 2022
Nun ist es vergangen, mein erstes Jahr im Amt des Ortsheimatpflegers das hauptsächlich von der Orientierung über die Aufgaben der Ortsheimatpflege, die auch einige Themenfelder neben der Forschung der Erforschung der Heimatgeschichte umfasst. Wenn man es zusammenfasst, genauer gesagt die Förderung der Heimatkunde und der Heimatgeschichte sowie der Erhalt des kulturellen Erbes, aber auch die Sicherung der Umwelt als natürliche Lebensgrundlage.
Zeitgemäße Ortsheimatpflege muss sich aber auch mit der Gegenwart beschäftigen und an der Gestaltung der Zukunft mitwirken; sinnvolle, menschengerechte Ergebnisse wird die Ortsheimatpflege jedoch nur dann erzielen, wenn sie auch die Vergangenheit kennt. So werde ich dieses Jahr dazu nutzen, die Archive durchforsten und aus den gewonnenen Erkenntnissen sowie dem Motto des Heimatvereins “Altes erhalten, Neues gestalten” soweit es mir möglich ist, die Zukunft unseres Dorfes zu gestalten.
Mit verschiedenen Veranstaltungen möchte ich versuchen, die Menschen im Dorf zusammenzubringen und aus der Schlafstätte, die der Ort für viele Bürger darstellt, Lebensraum zu gestalten.
Eine gute Basis dafür hat das Lindenhofquartier mit Café und Hofladen gelegt, das zum Plausch zwischen den Bewohnern einlädt. Auch trägt es sicher dazu bei, die immer weiter steigende Vereinsamung, insbesondere älterer Menschen, ein wenig zu lindern. Denn immerhin leiden 17% der deutschen Bevölkerung unter Einsamkeit als diagnostiziertes Krankheitsbild.
Doch soll auch die Geschichte des Dorfes nicht zu kurz kommen. So wird es am Sonntag den 19.03.2023 eine ca. 5- 6 km lange Wanderung durch die Feldmark geben, bei der wir Wegnamen wie “Kampweg”, “Haiweg” – und Spoiler: es gab in Menschenzeiten noch nie freilebende Haie in in Groß Ellershausen – oder Flurnamen wie Straut und Auf der Warte auf den Grund gehen und was diese Namen uns über die Geschichte des Dorfes erzählen können. Und überhaupt: Was zum Teufel ist ein Reeken? Für alle, die nicht mitwandern möchten, werde ich alles Wissenswerte selbstverständlich auch auf den Webseiten des Dorfes unter “Ortsheimatpflege” veröffentlichen.
Des Weiteren arbeite ich derzeit an einem virtuellen Dorfrundgang, bei dem an verschiedenen Orten die Möglichkeit besteht, etwas über die Historie des Ortes, seine Plätze, Gebäude und Anekdoten zu erfahren. Indem man einen QR Code, der auf Hinweistafeln an den entsprechenden Orten zu finden ist, mit dem Smartphone scannt, öffnet sich eine Website auf der sich ein Audioguide befindet, in dem ein Erzähler die Geschichte des Platzes erzählt, aber den Inhalt auch visuell wiedergibt. Nach ersten Gesprächen kann die Stadt Göttingen für dieses Projekt Fördergelder zur Verfügung stellen. So belastet es keine Ortskasse und fördert die kulturelle Attraktivität des Ortes. Nähere Informationen dazu werde ich im Laufe des Jahres fertig haben und veröffentlichen.
Ebenfalls geplant ist ein “Tag des offenen Gartens”, bei dem jeder, der möchte, seinen Garten für Publikum öffnen kann.
Der Termin des offenen Gartens, der auch in Göttingen, Northeim, im Eichsfeld und im Werra – Meißner- Kreis stattfindet, ist der 11.06.2023.
Im Rahmen dieses Tages kann jeder Teilnehmer der seinen Garten öffnet auch kleine kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen, Vernissagen, kleine Konzerte, Kaffee und Kuchen oder was auch immer anbieten. Doch der Tag des Offenen Gartens ist nicht nur ein ortsübergreifendes Veranstaltungsformat. Er soll Garteninteressierte und Menschen zusammenführen.
Ein weiterer Gedanke – doch mehr ist es noch nicht – ist eine offene Lesebühne, bei der verschiedene Autoren ihre Geschichten vorlesen können. Eine solche Lesebühne habe ich bereits in Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus Nordhessen in Göttingen etabliert – leider ist die Aktivität während der Coronazeit und da der Besitzer des Veranstaltungsortes gewechselt hat, dort eingeschlafen- doch könnte ich mir das auch hier im Ort gut vorstellen. Insbesondere da die Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und auch im Individualverkehr wirklich gut ist. Denkbar wäre so eine Veranstaltungsreihe zum Beispiel monatlich und wäre vielleicht eine schöne Alternative zu einem “normalen” Fernsehabend, zumal man eine weitere Gelegenheit hat zusammenzukommen und man gibt Autoren die Möglichkeit, ihre Geschichten zu erzählen.
Bester Gruß
Daniel von Trausnitz
10.10.2022 Guten Tag, mein Name ist Daniel von Trausnitz

Bevor ich an dieser Stelle regelmäßig in sicher völlig unregelmäßigen Abständen neue Erkenntnisse und Ideen über und für das Dorf veröffentliche, möchte ich mich kurz bei Ihnen vorstellen.
Mein Name ist Daniel von Trausnitz, ich bin 1971 in Göttingen geboren, von Beruf freischaffender Sprecher, Schauspieler und Autor, wohne Auf der Schanze 30 und bin seit Mai 2022 Ortsheimatpfleger von Groß Ellershausen.
Und obwohl ich erst seit 2016 Einwohner unseres Dorfes bin, fühle ich mich den Menschen, unserer Ortschaft, der Umgebung sehr verbunden und nenne Groß Ellershausen sehr gerne “mein Zuhause”. Vermutlich hat daran die Tatsache Anteil, dass ich große Teile meiner Kindheit praktisch ums Eck in Mengershausen verbracht habe. Was mich unmittelbar zum Anfang meiner Geschichte führt.
Also. Schon in meiner frühesten Erinnerung habe ich mit Oppa viel Zeit in der Feldmark, dem Wald und der Umgebung von Mengershausen, Settbach, Groß Ellershausen und den übrigen umliegenden Orten verbracht. Wir wanderten viel durch die Felder und Wälder und gingen zur Jagd. Nun wenn ich ehrlich bin, scheiterte jeder Jagd Versuch von Oppa Heinz an dem zappeligen Daniel, denn der kleine Zwirn war viel interessierter an den Fossilien auf den Feldern, den Bäumen im Wald, der Natur und an der Geschichte der Dörfer und der Umgebung Göttingens. Viel zu viel gab es zu sehen und zu lernen. Zum Stillsitzen beim Ansitz war da beim besten Willen keine Zeit. Und so war mein Opa gezwungen, immer wieder unzählige Entdeckungen mit mir zu machen und meiner Oma zu erklären, warum schon wieder nicht das “Sau tot” im Wald erklang. Allerdings denke ich heute, dass auch ihm das gut gefallen hat. Doch um es kurz zu machen: Ich habe sie noch heute, die Lust am Entdecken. Fast immer bin ich von Neugier getrieben mit Molly und Albrecht, meinen Hunden oder auch alleine, im und um unser Dorf unterwegs, um überall meine Nase reinzustecken. Diese Neugierde spielte mir übrigens ziemlich in die Karten, denn sie führte unter anderem dazu, dass ich als “Wanderführer Daniel” Teil der erfolgreichen Wanderreihe “Erlebnis Hessen … unterwegs auf dem …” im hr- Fernsehen werden durfte.
Doch bei aller Freude am Entdecken der Geschichte, ist es meines Erachtens nicht die einzige Aufgabe eines Ortsheimatpflegers, die Vergangenheit des Ortes zu erforschen und zu dokumentieren. Zumal mein Vorgänger Rolf Uhlendorff ausführlich und in bester Weise schon fast alles über “früher” erzählt und Ursula Huck ein wirklich sehenswertes Archiv über alle Geschehnisse zusammengestellt hat und sie dies noch immer tut. Doch wird die Dorfgeschichte auch sicher bei mir nicht zu kurz kommen. Versprochen!
Wo war ich stehengeblieben?
Ach ja. Meine Ideen zur Ortsheimatpflege. Neben den Forschungen über die Vergangenheit unseres Dorfes möchte ich mich aktiv und treu dem Motto des Heimatvereins “Altes erhalten – Neues gestalten” in die Gestaltung unseres Ortes einbringen. Schließlich ist er ja auch meine Heimat. Vielleicht fragen Sie sich, was mich das angeht und warum mir das wichtig ist. Nun, insbesondere lebe ich selber hier und das gerne. Aber auch fällt mir auf, das, wie in vielen anderen Ortschaften Deutschlands, scheinbar ein Gemeinschaftseskapismus entstanden ist, der dazu führt, dass das Dorf von von vielen Bewohnern zwar als Schlafstätte genutzt wird, doch der Lebensraum, die Wohnstadt und die damit verbundene Gemeinschaft immer weiter in den Hintergrund rückt. Will meinen, dass man zwar zusammen lebt, aber viele Menschen dennoch einsam sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass ca. 17% der Deutschen unter Einsamkeit leiden, obwohl sie nie allein zu sein scheinen? Und dass Einsamkeit gravierende Folgen für die psychische Gesundheit haben kann? Was ich damit sagen will ist, unsere Welt ist in einem Wandel und, so glaube ich, wird der soziale Zusammenhalt, die Gemeinschaft, in Zukunft wieder wichtiger werden.
Gemeinsam mit Ihnen möchte ich mich in das Abenteuer stürzen, unseren Lebensraum Groß Ellershausen neu zu entdecken und das Wissen der Vergangenheit mit den Herausforderungen der Zukunft zu verknüpfen, um daraus ein Neues, Modernes Miteinander zwischen Menschen und Generationen zu gestalten.
Ich denke ein guter Anfang ist das derzeit neu entstehende Lindenhofquartier – vielen Dank an dieser Stelle an Olaf Feuerstein – denn Treffpunkte, Gesprächsorte an und in denen man sich trifft und erzählt, wie früher der Dorfladen, der Bäcker oder die Kneipe sind aufgrund des bereits weiter oben von mir erwähnten gesellschaftlichen Eskapismus, der Individualisierung der Menschen zum Opfer gefallen. Daran, an der Gestaltung unseres Wohnortes, und der Erkundung der Geschichte möchte ich zukünftig arbeiten.
Sehr gerne stehe ich Ihnen für Gespräche am Gartenzaun, beim Spaziergang, Telefonat, Mail und für den Austausch von Ideen, Gedanken, Vorschläge und selbstverständlich auch für Kritik gerne zur Verfügung.
Sie erreichen mich telefonisch unter der 017660609693 und/oder via Mail an: Daniel.v.Trausnitz@ortsheimatpflege-gross-ellershausen.de
Zum Abschluss noch ein kleines Video wie es dazu kam das ich mich so sehr für Geologie interessiere:
Ich freue mich schon jetzt über einen regen Austausch mit Ihnen!
Mit bestem Gruß
Daniel von Trausnitz
Ortsheimatpflege Groß Ellershausen – ein virtueller Gang durch die ortskundliche Sammlung
Vom ehemaligen Ortsheimatpfleger Dr. Michael Bredemeier.
Die Ortsheimatpflege hat die Aufgabe, die Erinnerung an die Dorfgeschichte über Generationen hinweg intakt und lebendig zu halten. In Groß Ellershausen haben wir eine kleine Sammlung, die hauptsächlich aus Dokumenten zur Ortsgeschichte besteht, d.h. Urkunden, Karten, Briefen, Zeitungsausschnitten, Fotos und einigen Tonträgern. Diese Sammlung wird ständig mit aktuellen Dokumenten zur Dorfgeschichte ergänzt.
Wir haben hier einige besonders interessante und aufschlussreiche Stücke aus der Sammlung als Faksimiles zusammengestellt, jeweils mit einem sehr kurzen erläuternden Text. Bei weiterführendem Interesse machen wir die Stücke und die gesamte Sammlung selbstverständlich gerne zugänglich
Gleichzeitig bitten wir ganz herzlich alle, die irgendwelches historisches Material zu Groß Ellershausen besitzen, uns dies zur Erfassung und elektronischen Archivierung zu überlassen, um die Sammlung mit weiteren interessanten Stücken anzureichern und ein wirklich “lebendes Gedächtnis” des Dorfes zu bewahren!
Unser Dorf hat bereits 1989 die Feier seines tausendjährigen Bestehens gefeiert. Der Zeitpunkt wird festgemacht an der ersten gesicherten urkundlichen Erwähnung in den “Grundbüchern” des Klosters Corvey an der Weser, den “Traditiones Corbeyenses”.
Im Brief des Instituts für Historische Landesforschung weist Prof. Schubert darauf hin, dass der Zeitpunkt der wirklichen Dorfentstehung bzw. –gründung meistens gar nicht bekannt ist, sondern dass man sich stets auf die erste gesicherte urkundliche Erwähnung stützen muss. Es ist also durchaus denkbar, dass Groß Ellershausen sogar noch einige Jahrhunderte länger als Siedlung bestanden hat.

In der langen Geschichte unseres Dorfes wechselten naturgemäß auch die Herrschafts- und Besitzverhältnisse von Groß Ellershausen häufiger, durch Wechsel der machtpolitischen Konstellationen aber auch durch privat- und feudalrechtliche Übertragungen des Besitzes. Unser Dokument aus dem Hochmittelalter von 1144 bezeugt die Schenkung in den Besitz des Klosters Bursfelde. Zu der Urkunde, die wie viele mittelalterliche Dokumente in lateinisch abgefasst ist, haben wir eine Transkription, aus der der heutige “Klartext” hervorgeht. Die Schenkung an das Kloster ist motiviert durch den Wunsch nach dem Seelenheil des Schenkenden, das war in der damaligen Zeit eine häufige Motivation für solche Besitzübertragungen und mehrte den Reichtum der mittelalterlichen Klöster.


Manche geschichtlichen Informationen können mehr oder weniger per Zufall gewonnen werden, weil sie am Rande von Dokumenten auftauchen, die eigentlich etwas anderes zum Gegenstand haben. Im nachfolgenden Dokument ist eine “große Wasser Flut” für den 29. April 1800 belegt, die offenbar im Dorf große Schäden angerichtet hatte. Eigentlicher Gegenstand des Dokuments ist die Rückzahlung von 60 Thalern an die Rosdorfer Kirche, die diese Summe “zum Schulhaus geborgt” hatte.

Die Erwähnung einer großen Flut mit Schäden im Dorf ist ein interessanter Beleg dafür, dass solche Ereignisse wie die Gewitterflut in Groß Ellershausen in jüngster Zeit (am 23. August 2007), die mit ihren spektakulären Schäden deutsche und internationale Medienresonanz fand, kein Einzelfall ist, sondern eben ein “Jahrhundertereignis”, das immer wieder auftreten kann (aber Gott sei Dank ein seltenes Ausnahmeereignis ist).
Die folgenden Bilder und Zeitungstitel bezeugen die Heftigkeit der Gewitterflut in Groß Ellershausen 2007. An dem Nachmittag fielen etwa 45 mm Niederschlag. Das ist etwa (knapp) eine langjährig durchschnittliche Monatssumme. Das Problem war, dass sie im Gewitter in etwa 45 Minuten Dauer fiel. Die extreme Wassermenge pro Zeiteinheit überlastete vielfach die Ableitungssysteme und führte zur Flutung von Straßen und Kellern, und im Extremfall zum Totalverlust eines Hauses in einer engen hydrologischen Rinne (Sporthaus im Elstal des SV Groß Ellershausen).


In früheren Zeiten spielten Land- und Forstwirtschaft eine weit größere Rolle für den Lebensunterhalt und das gesamte Dorfleben als in der heutigen Zeit. Subsistenzwirtschaft, d.h. Anbau und Viehhaltung für die eigene Ernährung waren der Normalfall des Lebensunterhalts, neben Bauern und Knechten mit ihren Familien gab es nur wenige weitere Dorfbewohner, die als Handwerker ihren Lebensunterhalt verdienten, sie alle aber versorgten sich mehr oder weniger selbst von ihrem Land, und versuchten Überschüsse auf den Märkten der Stadt abzusetzen, eine Wirtschaftsweise die heute noch in den Entwicklungsländern anzutreffen ist.
Zentrale Energiequelle des “hölzernen Zeitalters” vor Beginn der Industrialisierung und Verwendung fossiler Brennstoffe war der Wald, er hatte damit für das Leben der Menschen eine viel handgreiflichere Bedeutung als heute. Die folgende schöne Urkunde mit rotem Lacksiegel ist eine Quittung vom 31. Oktober 1852 über 400 Thaler für “Holzanteile”, die der Grundherr Götz von Olenhusen bescheinigt.

In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts begannen langsam die mit dem Industriezeitalter heraufkommenden technischen Neuerungen auch im Raum Göttingen und in Groß Ellershausen Einzug zu halten. Ein wichtiger Meilenstein mit besonderer Verbindung zu unserem Dorf war der Bau der “Hannöverschen Südbahn” von Göttingen nach Hannoversch-Münden im südlichsten Zipfel des Königreichs Hannover (à www.hannoeversche-suedbahn.de ). Die gewollte Streckenführung ausschließlich auf Hannoverschem Hoheitsgebiet war ein typisches – wenn auch spätes – Ergebnis deutscher Kleinstaaterei. Sie hatte die aufwendige Trassenführung den westlichen Leinetalabhang hinauf in einer weiten Serpentinenschleife zur Folge, die um Groß Ellershausen herum führt und auf jeder Luftbild- und Satellitenbildkarte unserer Gegend deutlich zu erkennen ist. Die Strecke wurde 1856 eröffnet, und aus demselben Jahr stammt ein mehrseitiges Protokoll eines Ortstermins im Alrutzschen Wirtshaus mit anschließender Begehung in der Feldmark, am 7. August 1851.

Groß Ellershausen bemühte sich lange Zeit vergeblich darum, durch einen Haltepunkt im Dorf direkt von der Strecke zu profitieren, doch dieses Ansinnen wurde lange Zeit von den zuständigen Behörden und Verwaltungen abgelehnt, wie der folgende Brief aus Berlin aus dem Jahre 1909 belegt.

Wahrscheinlich waren es Fortschritte in der Eisenbahnbetriebstechnik, oder vielleicht auch nur die mit der Zeit geringer werdende Bedeutung der langsamen Strecke im gesamten Bahnverkehr, die ein Umsteuern bewirkten und schließlich zur Bewilligung und Anordnung eines Haltepunktes führten, dessen Einrichtung dann 1931 sogar angemahnt wurde.

Für etwa 50 Jahre konnte sich dann unser Dorf noch des eigenen “Bahnhofs” erfreuen, bevor die Strecke der alten Hannöverschen Südbahn am 31. Mai 1980 in unserem Bereich stillgelegt wurde.
Wenn man eine 1000jährige Sammlung geschichtlicher Dokumente durchstreift, wird einem bald klar dass “Freizeit” eine relativ junge Errungenschaft der Menschen ist. Zwar wurden immer schon Feste gefeiert, vor allem im Zusammenhang mit den traditionellen christlichen Festen des Kirchenjahres, aber auch zum Beispiel Hochzeiten und Ehrengeburtstagen.
Organisierte und gestaltete Freizeit, zum Beispiel in Form von Vereinsaktivitäten, ist aber etwas Neues, das erst in der Moderne durch steigenden Wohlstand der Menschen und aufkommende Freizeit bei nachlassender Arbeitsbelastung und –zeit aufkam.
Zwei frühe photographische Zeugnisse aus dem Vereinswesen von Groß Ellershausen sollen unseren kleinen virtuellen Rundgang abschließen.

(Groß Ansicht bitte auf das Bild klicken)
Vor gut 100 Jahren entstand das Foto der Ehrendamen des Gesangvereins Germania, der zu diesem Zeitpunkt bereits sein 25jähriges Stiftungsfest beging. Schauen Sie das Bild ruhig einmal in einer stärkeren Vergrößerung an (die Qualität des Scans gibt das her). Es wird Ihnen auffallen, dass die Gesichter einiger der Damen verwischt erscheinen, eine Folge davon, dass die Betroffenen es nicht geschafft haben, ganz still zu halten, was bei den Belichtungszeiten der alten Photoplatten-Kameras um die Zeit nötig war. Weiter fallen die allgemein ernsten und angestrengten Gesichtszüge auf, wahrscheinlich wurde der Phototermin als eine ernste und heikle Sache empfunden, sicher auch als Konfrontation mit einer damals noch neuen und undurchschaubaren Technologie.
Die Herren des Radvereins “Wanderlust” wirken da knapp 20 Jahre später schon wesentlich entspannter.
